< Humanes Enterovirus 71 in Kambodscha
Reisebericht von Irmgard Stix: Juli 2012
Auch ich habe mir einen Traum erfüllt, und bin alleine nach Kambodscha gereist. Ich bin 42 Jahre alt, verheiratet, habe drei Söhne und ich bin HS-Lehrerin in Schwanenstadt.
Nach einem Vortrag von Christian Samhaber (2010) hat Long Lypo uns im Vorjahr sogar in meiner Schule besucht. Seither versuchen wir auch unsere Schüler für das Hilfsprojekt zu sensibilisieren und zum Helfen zu motivieren. Was nicht immer ganz einfach ist!
Ich wollte nicht nur das Projekt von Childrenplanet besuchen und mein Patenkind dort persönlich treffen, sondern auch noch ein wenig von den Schönheiten Kambodschas - sozusagen als Tourist - sehen. Ich hatte genau nur 14 Tage Zeit dazu, da mich meine eigenen drei Kinder daheim in Österreich auch wieder brauchen – und ich sie!
Mit der guten Organisation von Local Adventures Cambodia, einer Reiseagentur mit Sitz in Phnom Penh, konnte ich mein Vorhaben verwirklichen.
Phnom Penh hat auch mich erst mal durch das hupende Verkehrschaos von unzähligen Motorbikes, Tuk Tuks und Autos und den vielfältigen Eindrücken fast umgehauen. Ich war noch nie in Asien und alles war sehr neu für mich! Große Baustellen an allen Ecken und Enden. Prächtige Hotel- und Bankengebäude und Armut dicht an dicht! Ich hatte zwei Tage für die Besichtigung eingeplant. Nur um einen ersten Eindruck zu bekommen.
Auch das Foltergefängnis der Roten Khmer Toul Sleng mit Genozid-Museum konnte ich besichtigen. Ein Versuch, die Geschichte des Landes ein wenig zu verstehen. Einige Bücher hatte ich auch gelesen. Ebenso besuchte ich den Königspalast und den Zentralmarkt.
Dann gings mit dem öffentlichen Bus etwa 7 Stunden weiter nördlich nach Battambang. Das große (Plastik)müllproblem des Landes hat mich sehr gestört und geärgert. Ich konnte bereits die typischen Holzhütten mit Pfahlbauweise und endlose Reisfelder bestaunen. Der Reis wurde gerade gepflanzt und war wunderschön hellgrün. Wasserbüffel und Ochsen mögen idyllisch wirken. Die mühsame Reispflanzung, im Wasser stehend und bei den Temperaturen, ist aber für uns kaum vorstellbar.
Mit dem Moped fuhren wir (ich hatte in Battambang einen einheimischen Guide) auf den Wallfahrtshügel Phnom Sampeou mit Höhlentempeln …… und dann stieg ich auch auf den bekannten „BambooTrain“. Ein Touristenspaß, von dem wohl auch einige kambodschanische Familien leben.
Wovon man noch leben kann und muss … Mein Guide zeigte mir noch mehrere Familienbetriebe. Hier wurde überall viel gearbeitet und dabei wahrscheinlich wenig verdient: Räucherstäbchenproduktion oder weiße Reisnudeln.
Meine Reise ging weiter mit dem Boot von Battambang nach Siem Riep. Vorbei an vielen Holzpfahlhäusern und Menschen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen. So manche Passagiere haben auch noch auf dem Dach dieses Bootes einen Platz gefunden. Für ca. 7 Stunden! Immer wieder wurde bei den Dörfern etwas auf- oder abgeladen. Leute stiegen aus oder zu.
Ich fühlte mich so furchtbar privilegiert in Siem Riep. Wieder durfte ich in einem schönen Hotel erholen, hatte genug gutes Wasser um zu duschen, Air condition und sogar einen Pool zum Schwimmen. Wie ungerecht ist das eigentlich!!!
Mit einem kambodschanischen Guide konnte ich 2 Tage lang die wunderschönen Tempelanlagen von Angkor – hier Ta Prohm - mit dem Fahrrad erkunden. Eine Radtour kann ich hier jedem nur empfehlen!
Noch ein sehr schönes Erlebnis hatte ich bei Kratie. Neben der Beobachtung von Süßwasserdelphinen gibt es auf der Mekonginsel Koh Trong ein bemerkenswertes, kleines Tourismusprojekt der Dorfgemeinschaft. Man kann Fahrräder mieten um die schöne, kleine Insel zu besichtigen, einen Mahagonibaum pflanzen (mit Namen!) und bei Familien in Homestays übernachten. Stromgenerator bis ca. 22. Uhr und dann wird geschlafen, weil es eben stockfinster ist. Die Geräusche von Grillen, Fledermäusen und allerlei Getier inklusive.
Der Hauptgrund und Höhepunkt meiner Reise stand nun endlich bevor! 4 Tage in Stung Treng. Touristisch völlig unbedeutend aber der Standort von Childrenplanet – Evergreen Community. Ein Projekt welches ich schon seit mehr als 2 Jahren unterstütze und sehr schätze!
Hier arbeitet Long Lypo mit seiner Familie , tatkräftigen Jugendlichen, österr. Voluntären, kambodschanischen Lehrern und anderen Helfern. Vieles wurde schon geschafft, aber ganz viel ist auch noch zu tun. Die Tischlerei steht noch oder wieder still. Warum?
Bei meinem Besuch konnte ich leider den normalen Schulbetrieb mit den Kindern nicht sehen. Alle Schulen Kambodschas wurden aufgrund von Enteroviren 71 (Hand-Fuß-Mund Krankheit) bis auf weiteres geschlossen, um eine Ansteckung zu verhindern. Unter 12-jährige durften nicht zur Schule gehen. Bessere Hygienebedingungen würden solche Krankheiten verhindern!
Ich wurde dennoch sehr gastfreundlich empfangen. Bei einer Englischstunde der größeren Kinder durfte ich mich beteiligen/zuschauen und auch eine „Gardening“ Stunde durfte ich begleiten. Die Jugendlichen haben Mais geerntet und anschließend mit den Lehrern gegrillt und gegessen.
Nach einem ausgezeichneten Abendessen bei Mr. Lypo durfte ich im Voluntärhaus übernachten und konnte mich mit Manu und Simone, den beiden Volunteers lange unterhalten. Die beiden sind am nächsten Tag nach Phnom Penh gefahren, um eine Kollegin (Rita) im Krankenhaus zu besuchen. (es bestand Verdacht auf Denguefieber)
Ich gratuliere jeder und jedem, die/der hier mehrere Monate oder sogar ein Jahr verbringen und mitarbeiten. Um die Verbindung zu uns aufrecht zu erhalten und um die Lebensbedingungen der Menschen wirklich langfristig verbessern zu können, sind die Voluntäre ungeheuer wichtig und wertvoll.
Danke dafür!!!
Ich konnte mein Patenkind Chao Srey Ching in die Arme nehmen. Sie ist mir gleich entgegen gelaufen. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl! Mit ihr und dem Patenkind meiner Lehrerkollegin durfte ich auf dem Markt etwas einkaufen. Sozusagen ein kleines Geschenk besorgen. Sie wollten eine neue Schuluniform. Danke für diese Möglichkeit, Simone und Line.
Am zweiten Tag fühlte ich mich dann so richtig nutzlos und wollte irgendwie keinem länger zur Last fallen. Nach einem guten Frühstück bei Familie Lypo hat mich Line auf dem Moped zurück nach Stung Treng gebracht. Dort konnte ich auch leichter wieder mein Essen selber beschaffen. Ich wollte einfach nicht mehr so als neugieriger Besucher dastehen. Beim Fotografieren hatte ich irgendwie auch ein ungutes Gefühl. Ein einmaliges Erlebnis aber ich habe meine Grenzen erkannt, und werde weiterhin von Österreich aus mithelfen wo ich eben kann.
Herzlichen Dank allen die mir geholfen haben, meinen Reisetraum nach Kambodscha wahr werden zu lassen!
Danke auch Christian Samhaber für deine Unterstützung!
Liebe Grüße von einer nachdenklich/glücklichen und neu motivierten „Patenmama“ Irmi Stix
Sauberes Wasser für alle (nicht aus den Plastikflaschen von drei Großkonzernen!) ist ein Menschenrecht und für uns schon viel zu selbstverständlich…